2025
EN
In my recent dream, I was attacked by two young tigers. I was their prey. The next morning I went to my studio and started to paint on a small canvas. Once I finished the painting, I saw the animals in oil paint in front of me, only then I recognized them
again.
By painting, the landscape starts to remember itself. In each and every stroke. Every memory longs to revive. Where we were children, my works are everyday objects. Persian carpets formed from painting to ceramics. I gather materials from Hungary, Iran and Pakistan. Every journey ends with the return home.
The border between me and the vast land where my art lives is a window. Behind that window, on the other side, sits my mother, tying knots on the carpet fringes. Each and every knot follows a purpose. The endless promise that two ends converge into a new beginning. I follow her movements. Without obligation. As a hobby. As a daughter.
To preserve everything properly, I open the window, and the carpets return home.
Every journey is, perhaps, just a way back home.
DE
Kürzlich wurde ich im Traum von zwei jungen Tigern angegriffen, ich war ihre Beute. Am nächsten Morgen bin ich ins Atelier gefahren und habe eine kleine Leinwand aufgezogen. Als ich fertig war und die Tiere in Öl vor mir sah, erst da erkannte ich die beiden wieder.
Als Malerei beginnt sich die Landschaft an sich selbst zu erinnern. Strich für Strich.
Jede Erinnerung offenbart eine Berührung, die danach verlangt, noch einmal gelebt zu werden. Dort, wo wir Kinder waren, sind meine Arbeiten Alltagsobjekte.
Perserteppiche, vom Pinsel aufgetragen, zu Keramiken geformt. In Ungarn, im Iran
und in Pakistan kaufe ich Material ein. Jede Reise endet mit der Rückkehr nach
Hause.
Die Grenze zwischen mir und dem weiten Raum, in dem meine Kunst lebt, ist ein Fenster. Dahinter, auf der anderen Seite, sitzt meine Mutter und knüpft Teppichfäden zusammen. Jeder ihrer Knoten folgt einer stillen Absicht. Das ewig erneuerbare Versprechen, dass aus zwei Enden ein neuer Anfang entsteht. Ich folge ihren Bewegungen. Ohne Pflicht. Als Hobby. Als Tochter. Damit nichts verloren geht, öffne ich das Fenster, und die Teppiche fliegen nach Hause. Vielleicht ist jede Reise
eigentlich nur ein Heimweg.
Text by Deborah Lara Schaefer
Photo: Verena Haegler
Photo: Verena Haegler
Photo: Verena Haegler
Photo: Verena Haegler